Frottagen
Die Frottage ist ein Abrieb von Gegenständen auf einer dünnen Papieroberfläche. Als Kinder machten wir etwa einen Abrieb von einem Fünf-Mark-Stück mittels Bleistift. Die Oberflächenstruktur des Fünf-Mark-Stückes stand uns so plastisch vor Augen.
Max Ernst hat die Frottage in die Kunst(geschichte eingeführt, in dem er etwa Blätter oder Holzmaserungen „abrieb“, sowohl in Zeichnungen, Collagen, aber auch auf Leinwand. Ist diese nicht zu dick, geht das gut bei kraftvoll strukturierten Oberflächen.
Die im Folgenden dokumentierten Werke gehen zum Beispiel auf einen Holzbalken zurück, dessen Struktur-Oberfläche durch die Säge in einem Basaltwerk im Vogelsberg verursacht wurde. Der Holzbalken diente als Unterlage, damit das Sägeblatt beim Zerteilen von Gestein nicht im Erdgrund stumpf wurde. Cornelia Hollaender hat diese Balken in einem Basaltbruch gefunden und aus Holzplatten zum Teil farbige Assemblagen gemacht. Ich habe die Strukturoberfläche dieser Balken mit Farbrollen auf dünnem Druckpapier abgedruckt. So entstand die Anmutung von riesigen Hochhäusern und Megalopolen – im Zustand der Ausdehnung oder des Zerfalls? Das hängt wohl vom Auge des Betrachters ab.
Metallene Lochplatten, eine Strukturplatte zum Aufbringen von geometrischen beziehungsweise floralen Mustern auf Wänden, Plastikreliefs und andere Fundstücke vom Sperrmüll oder aus Haushaltsauflösungen werden so zu „Kunstgegenständen“. Gedruckt wird mittels Farbrollen und Linolfarbe. Es entstehen Einzeldrucke. Jedes hier vorgestellte Werk ist also ein Unikat.
Blütenstangen, 2012, Frottage auf Druckpapier, 100 x 70 cm