Marokko-Erfahrungen
Am Anfang war Marrakesch für mich eine Überforderung. Die vielen Menschen, die Enge auf den Pfaden durch einen unüberschaubar wirkenden Souk. Die Überfülle an Angeboten und von Erwartungen der Händler. Ich verkniff mir den Augenkontakt, ich wagte kaum zu fotografieren – und wie sollte ich hier Zeichnen? Es erschien mir zunächst unmachbar in einer wuselnden Welt mit vielen jungen Männern die sichtlich keine Arbeit hatten. Anders als viele andere Marokko-Reisende war ich nicht sofort fasziniert von all den kulturellen Höhepunkten, sondern eher verschreckt. Ja sogar von der Freundlichkeit der Menschen. Ich fühlte mich bedrängt.
Cornelia und Ursula waren eine Woche vor mir in Marokko gelandet und so schon initialisiert. Cornelia erzählte mir von dem Mann, der ihr gesagt hatte: „Wenn sie mit einem Lächeln die allseits gemachten Angebote ablehnen, haben sie niemals ein Problem. Bleiben sie einfach hartnäckig freundlich.“ So muss es sein.
Aber auch in der Küstenstadt-Essaouira, UNESCO-Weltkultur-Erbe-Stadt mit ihrem portugiesischen geprägten Hafen, tat ich mich zunächst schwer. Das Zeichnen im Hafenbereich, umgeben von Fischern und Arbeitern, löste Befremden in der Umgebung aus. Nicht Unfreundlichkeit oder Aggression – aber eben Befremden. Oder große Aufläufe von Kindern, die diesem komischen Mann mit dem Stift bei jedem weiteren Strich über die Schulter schauten. Sie waren total aus dem Häuschen – und das machte mir dann doch Hoffnung. Der Bann war gebrochen.
Auch am Tag vor der Abreise habe ich dann auf dem großen Marktplatz „Djemaa el Fna“ gezeichnet. Und die „Welt“ Marokko hat mich danach weiter beschäftigt. Bei dem reichhaltigen Ausstellungs- und Veranstaltungsprojekt von Norbert Schmidt, Journalist bei der Tageszeitung „Gießener Allgemeine“ , habe ich dann gelernt, was Marokko-Enthusiasmus ausmacht (siehe: www.marokkomomente.com).