Handdrucke
Die Handdrucke entstehen auf der Basis von Styroporplatten. Statt Linoleum oder Holzplatten verwende ich dünne, geglättete Styroporplatten (für die Schule gibt es kleine Platten bei Gerstäcker, bei Boesner gibt es Formate bis 70 x 100 cm). Sehr schön, weil leicht strukturiert durch feine Linien, sind auch Styroporplatten die als Schalldämpfer für Parkett und Laminat verwendet werden. Diese leichte Lineatur taucht horizontal und vertikal in einigen der hier dokumentierten Bilder auf.
Die Styropor-Oberfläche lässt sich mit spitzen Gegenständen einritzen. Auch mit Lösungsmittel und Pinsel kann die Oberfläche bearbeitet werden. Desgleichen mit Mörtel-Schabern, Kämmen oder Hartbürsten. Die Platte mit einem Topfreiniger zu scheuern erzeugt Oberflächen wie die Ätzung von Platten bei der Aquatinta-Technik.
Die gestalteten Platten werden mit Linolfarben eingefärbt, die eingefärbte Oberfläche wird auf Papier oder Leinwand gelegt und die Farbübertragung erfolgt mit einer dicken Druckrolle und gemütvoller Kraftanwendung.
Meine Handdrucke sind Einzelstücke. Jeder Druckvorgang erfordert eine neue Einfärbung. Das Schönste ist: Mit jedem Druck entstehen andere Licht- und Farbstimmungen. Als Beispiel dafür weiter unten die vier Varianten eines „Trabucco“-Areals. Was ein Trabucco ist, das erkläre ich unter "Trabucco-Faszination".
Boote – seitenverkehrt, seitenrichtig Durchaus häufig stellt sich die Frage: Ist es wichtig, ein Bild/Motiv seitenrichtig wiederzugeben? Ganz bestimmt ist es wichtig, wenn es sich um Schrift handelt. Nehmen wir als Beispiel das Wort "Boot". Wenn ich in die Druckplatte "Boot" einritze, erscheint nach dem Druck spiegelverkehrt "tooB". Ich müsste also "tooB" einritzen, um im Druckergebnis "Boot" zu erreichen. Das kann auch für die Dramaturgie im Bildaufbau entscheidend sein. Gemeinhin heißt es, ein Bild baue sich von links unten nach rechts oben auf; und: eine Person sollte nicht nach rechts hinausschauen sondern von rechts in das Bild hineinschauen. – Am Beispiel der obigen Bilder von Booten gefragt: Welches hat den besseren Bildaufbau? Das den Druck auslösende Motiv war ein Schwarzweißfoto des neapolitanischen Fotografen Pietro Donzelli aus den 1950er-Jahren. In den kleinen Motiven war seitenrichtig gestochen worden, in dem großen Druck dagegen seitenverkehrt.Im Ergebnis sind für mich die Unterschiede in der Dramaturgie nicht bedeutend, beide Lösungen betrachte ich mit Wohlwolllen. – Entstanden sind die Drucke Anfang November 2024.
Nicht Jahreszeiten, sondern Tageszeiten Die Bilder oben lassen ein Sumpfgebiet vermuten. Der Name "An der Kühweide, Steinheim" passt dazu nicht. So sieht doch keine Weide aus. Aber ein Überschwemmungsgebiet? Hat der Weiher in der Nähe von Trais-Horloff eine Verbindung zu den umliegenden Seen, die einmal aus geflutetem Braunkohletagebau entstanden? Auch das ist nicht klar. Aber das Biotop ist mit seinen versunkenen Baumstämmen und Baumstümpfen ein Naturschutzgebiet insbesondere für viele Vogelarten. Auch Störche haben wir dort schon gesehen. – Die Vorlage für das Motiv war ein Foto aus der Winterzeit, Bäume und Sträucher noch ohne Blätter, fast alles ohne Farbigkeit, wie im oberen Druck links wiedergegeben. Mit weiteren Drucken entstanden die Eindrücke von verschiedenen Tageszeiten. Oder zeigt das untere große Bild eine Feuersbrunst?
"Trabucci", also Fischfanganlagen aus Holz, Drähten und Seilen gibt es auch in Afrika. Sie stehen an Buchtspitzen und Flussufern, oftmals über Bretterkonstruktionen begehbar und mit Auslegern, an denen Fangnetze angebracht sind. – Dieses Motiv wurde in 2023 geschnitten und in sechs Varianten auf Schwarzkarton gedruckt: Format 30 x 40 cm.
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